Teil 1: „Als meine Frauenärztin einen weißen Fleck im Gehirn meines Babys entdeckte, machte ich mir noch keine Sorgen, schließlich sei dies nichts Ungewöhnliches. Doch eine Woche später saß ich im Wartezimmer der pränataldiagnostischen Praxis und plötzlich war da diese Frage: Was ist, wenn sie doch etwas finden?
Und das taten sie: einen Herzfehler und eine Fehlentwicklung im Gehirn. In der Uniklinik riet man uns zur Fruchtwasseruntersuchung, weil eine genetische Grunderkrankung vorliegen könnte. Das würde bedeuten, dass unser Sohn behindert war, oder? Details wurden nicht genannt. Aber für uns stand fest, dass wir unser Kind behalten wollten, egal ob gesund oder krank. Aus diesem Grund verzichteten wir auf die Untersuchung und fuhren nach Hause.
Wir brauchten Zeit, um den Schock zu verarbeiten und obwohl wir nie an der Entscheidung zweifelten, krochen Fragen und Ängste hoch und schnürten uns die Kehle zu. Ein behindertes Kind? Wie sollten wir das schaffen? Ich kann das doch nicht. Können wir es seinen Geschwistern wirklich zumuten? Und WARUM?? Warum? Das Atmen fiel mir schwer, das Denken war fast unmöglich. Ich wollte nicht darüber nachdenken, was passieren würde, wenn… Ich wollte auf das Beste hoffen, schließlich stand noch nichts fest.
Unser kleiner Samuel wurde verdächtig ruhig in meinem Bauch, er nahm kaum zu, war viel zu klein. Doch jeden Abend stupste er mich an und sagte „Gute Nacht, Mama!“
Drei Wochen lang fragten, sorgten, hofften und beteten wir und dann, in der 34. Woche, zeigte uns das CTG, dass es Zeit war, Samuel auf die Welt zu holen. Bald würden wir es wissen, ob er krank war, ob er behindert war oder ob doch alles nur ein Alptraum war.
Als ich ihn endlich sehen durfte, wie er mit seiner CPAP-Maske im Inkubator lag, seine Haut noch viel zu groß, seine Hände zu Fäustchen geballt, da wusste ich es: Wir schaffen das. Ich werde alles für dich tun, was nötig ist. Du wirst es gut bei uns haben. Denn ich liebe dich. Ich liebe dich, mein Samuel.
Die Ängste waren noch da. Die Fragen blieben. Aber ihn zu sehen, wunderschön und perfekt, zeigte mir, dass ich ihn nie hergeben wollte. Und dann kam die Diagnose: Trisomie 18.“
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