Eine gute ärztliche Betreuung von Schwangeren ist absolut wünschenswert. Wenn Risiken für Mutter und Kind gemindert werden, lebensgefährdende Komplikationen vermieden und die Fehlgeburts- und Säuglingssterberate drastisch gesenkt werden kann, ist dies unzweifelhaft ein Segen und großer Erfolg der Gynäkologie und Neonatologie.
Zu den bekanntesten Pränataldiagnostiken gehört die Ultraschalluntersuchung. Die freudige Versendung der neuesten Bilder in sozialen Netzwerken ist ein öffentlicher Begleiter vieler Schwangerschaften geworden.
Aber nicht alles kann unkritisch begrüßt werden. Schon bei den Ultraschalluntersuchungen mehren sich Stimmen, die vor einer unsinnigen Häufung warnen, da die “harmlosen” äußerlichen Untersuchungen durchaus auch eine belastende Einwirkung für das Kind darstellen. Viel bekannter sind die enormen Fehlgeburtsrisiken durch die invasive Fruchtwasseruntersuchung.
Da erscheinen die seit wenigen Jahren auf den Markt gekommenen nicht-invasiven NIPD, vereinfacht Gentests oder Bluttests genannt, wie eine perfekte Lösung. Schon vor der 10. Woche reichen wenige Blutstropfen der Schwangeren aus, um die darin befindlichen “Genschnipsel” ihres Kindes zu diagnostizieren. Nur wozu? Um zu wissen, ob “alles in Ordnung ist”, so bewerben mehrere Firmen die inzwischen preiswerten Tests mit klingenden Namen wie PraenaTest, Harmony oder Panorama.
Der Antrag auf Kassenzulassung ist 2016 gestellt worden, und wenn dies kommen sollte, dürfte ein solcher Test bald zum Standardangebot im Mutterpass werden. Und dabei handelte es sich doch ursprünglich um eine Maßnahme für Risikoschwangerschaften, um “gefahrlos” Trisomien 13, 18 und 21 (Kinder mit Down-Syndrom) aufzuspüren.
Und nun – Kassenleistung für alle? Es geht nicht um Heilung, sondern um ein riesiges Geschäft.
Denn die einzige bittere Erkenntnis aus der bisherigen Erfahrung zeigt: fast alle aufgespürten Kinder enden als abgetriebene Kinder! Wenn diese Screening-Mentalität um sich greift, werden Menschen mit Down-Syndrom bald nahezu verschwunden sein.
Und dies ist erst der Anfang. Denn es können natürlich immer mehr genetische Merkmale untersucht werden, und bei entsprechend negativer Bewertung wird dies zu vermehrten Abtreibungen führen.
Wie sich dies auf den ohnehin schweren Stand von behinderten Kindern und ihren Eltern auswirkt, macht auch Behindertenverbänden große Sorgen (“das hätte man doch wissen können…!”).
Es ist beinahe überflüssig zu erwähnen, dass auch das Geschlecht zu einem frühen Zeitpunkt als Nebenerkenntnis abfällt – und damit die weltweit grassierende selektive Abtreibung von Mädchen begünstigt.
Darum: Nein zu Untersuchungen, die keine Heilungsoption bieten, sondern nur als modernes Instrument der frühen Selektion von Menschen dienen. Nie wieder!
Siehe schon 2015: http://www.zeit.de/2015/04/praenataldiagnostik-down-syndrom-krankenkasse