Diesen Brief erhielt eine unserer Beraterinnen von einer Frau, die sie betreut hatte. Toll zu sehen, wie sich aus einem solchen Chaos und innerer Zerrissenheit eine so wunderbare Zukunft entstanden ist:
„Meine liebe Tochter,
ich sitze hier und sehe, wie du durch unsere Wohnung robbst und kann dich mir absolut nicht mehr wegdenken. Du bist ein Teil von mir, ein Teil meines Lebens, ein Teil meines Herzens. Du gehörst zu mir auf immer und ewig. Du bist mein Kind und ich liebe dich über alles!
Doch mag ich mich gar nicht mehr an die Anfangszeit erinnern. An den Moment, als ich von dir erfahren hatte. Es war ein großer Schock für mich. Der Anblick des positiven Schwangerschaftstests löste bei mir Tränen aus – doch leider keine Tränen der Freude – sondern Tränen der Angst und Verzweiflung. 1000 Dinge schossen mir in den Kopf. Was sollte ich tun? Mein Leben war offensichtlich noch nicht bereit für ein Kind. Und ich war noch nicht bereit, eine Mama zu sein. Es gab so viele Dinge, die gegen unseren gemeinsamen Weg sprachen. Ich war selbst erst 19 Jahre alt, liebe Shoppingtouren und Partys, hatte mein Studium noch nicht begonnen und lebte allein. Familiäre Unterstützung konnte ich nur begrenzt erwarten und mit deinem Papa war ich auch erst seit 3 Monaten liiert. Wie sollte eine gemeinsame Zukunft mit dir aussehen? Fest stand, dass ich die Entscheidung für oder gegen dich allein treffen und auch die Konsequenz daraus allein tragen musste.
Ich wollte dich, dachte aber, dass ein Leben mit Kind für mich in meiner Situation nicht möglich ist. Ich hatte mir bereits einen Beratungsschein ausstellen lassen. Theoretisch stand der Entscheidung gegen dich nichts mehr im Wege. Doch wusste ich tief in meinem Inneren, dass dies der falsche Weg ist. Diese innerliche Zerrissenheit war zu viel. Ich bin unter der schweren Last der Entscheidung zusammengebrochen. Als ich in der 8. Woche mit dir schwanger war, bekam ich heftige Krämpfe im Unterleib und musste ins Krankenhaus.
Da lag ich nun – allein- aber eigentlich doch nicht ganz allein und wusste nicht ein noch aus. Wie durch ein Wunder standen auf einmal deine Großeltern – die Eltern deines Papas – in der Tür zu meinem Krankenzimmer. Sie waren die ersten Menschen, die mir Mut und Unterstützung zusprachen. Deine Omi organisierte ein Gespräch mit einer Schwangerenberaterin von KALEB. Diese half mir dabei, die Situation mit dir von verschiedenen Seiten zu beleuchten und half mir zu erkennen, dass es doch Wege in eine Zukunft gibt. Wege in eine gemeinsame Zukunft mit dir.
Nach langer Überlegung fasste ich den Mut und kam zu dem Entschluss, das gemeinsame Leben mit Dir zu wagen. Ich hatte noch nicht auf alle Fragen eine Antwort, aber Stück für Stück wurde ein Weg sichtbar.
So begann ich ein Studium mit dir zusammen in meinem Bauch. 5 Tage, nachdem ich das erste Semester abgeschlossen hatte, erblicktest du das Licht der Welt und ich wusste:
DU WARST DIE BESTE ENTSCHEIDUNG MEINES LEBENS!
Deine Mama“
(Foto: Bryan Schneider)